Das Material für Stoffpuppen
Für die Herstellung meiner Puppen verwende ich überwiegend Naturmaterialien. Zum einen weil ich meine Puppen nach dem Grundprinzip der Waldorfpuppen nähe und zum anderen, weil ich gerne mit natürlichen Materialien arbeite.
Nachfolgend möchte ich etwas genauer auf die Materialien eingehen.
Der Puppentrikot
Der Stoff aus dem die Haut der Puppe gemacht ist, nennt sich Trikot. Im Grunde ist es ein Jersey/Interlockstoff, den es passenderweise in vielen verschiedenen Hauttönen und auch in unterschiedlich schweren Qualitäten gibt. Je nach dem für welches Körperteil er Verwendung finden soll, gibt es eine leichte und eine schwere Qualität.
Die leichte Qualität ist gut dehnbar und eignet sich als Gesichtsstoff, der um den Puppenkopf gespannt wird. Die schwere Qualität ist weniger dehnbar und wird für den Körper, die Arme und die Beine zugeschnitten. Da sich der schwere Trikot beim Befüllen der Gliedmaßen kaum ausdehnt, kann der Körper fester gestopft werden und behält die vom Schnitt vorgesehene Form. Die leichte und die schwere Qualität unterschieden sich zudem in ihrer Struktur. Der leichte Trikot ist tatsächlich leichter als die schwere Qualität und fühlt sich fein und weich an. Er lässt sich problemlos zerknüllen und ist dehnbar. Der schwere Trikot fühlt sich rauer an und lässt sich kaum zerknittern. Mit der Zeit wird aber auch die schwere Qualität weicher, nicht zuletzt durch die Schafwolle, die aus einer genähten Stoffhülle, erst einen richtigen Puppenarm oder Bein macht.
Der Puppentrikot, sowohl die leichte als auch die schwere Qualität, werden in der Schweiz hergestellt (daher auch Schweizer Puppentrikot genannt). Sie sind EN 71 -3 getestet und schadstofffrei. Darüber hinaus ist der Trikot speichelecht. Das bedeutet, dass sich die Farbe durch Lutschen und Lecken nicht löst und unbedenklich ist.
Die Stopfwolle
Die Stopfwolle stammt von süddeutschen Merinoschafen aus biologisch kontrollierter Tierhaltung (kbt). Sie hat eine weiß-gelbliche Farbe und ist zu 1 Kilo schweren Rollen kardiert und im Vlies aufgewickelt. Gezupft eignet sie sich sehr gut, um die Gliedmaßen fest und gleichmäßig zu stopfen. Sie wird auch für den Kopf und den Rumpf verwendet, der mit Schafwolle gerollt und gewickelt wird.
Schafwolle hat einen gewissen Eigengeruch, nimmt im Gegensatz aber kaum fremde Gerüche an (Selbstreinigungseffekt).
Sie riecht auf eine dezente Art ganz natürlich und belebend.
In den kurzen Wollfasern ist zudem Luft eingespeichert, so dass ein wärmender Effekt entsteht.
Wenn man sein Puppenkind in den Arm nimmt und es ganz fest drückt, kann es einem schnell warm ums Herz werden :-) Abgesehen von der Wärmeregulation ist Schafwolle feuchtigkeitsabweisend und schwer entflammbar. Die Waschbarkeit ist jedoch eingeschränkt, da Schafwolle zur Verfilzung neigt.
Hinweis für Allergiker:
Eine echte Wollallergie ist sehr selten. In der Regel ist es die Überempfindlichkeit der Haut, die durch die Reizung kleinster abstehender Wollhärchen mit Juckreiz und Rötung reagiert.
Da die Schafwolle in der Puppe verpackt ist, stehen keine Wollhärchen hervor, die reizen könnten.
Das Garn für das Gesicht
Um das Gesicht aufzusticken, benutze ich farbiges Stickgarn, das zu 100% aus Baumwolle besteht.
Für die Augen habe ich verschiedene Blau, Braun, Grau und Grüntöne. Für den Mund verwende ich einen Pfirsichton
Die aufgemalten Gesichter entstehen aus wasserfester Textilfarbe.
Das Mohairfell und die Mohairwolle für die Haare
Das sogenannte Mohair stammt von der Angoraziege, die allerdings nicht mit dem Angorakaninchen verwandt ist! Ihr langes Haarfell wird geschert und dann zu Wolle weiter verarbeitet. Aufgrund der langen Härchen, die vom gesponnen Faden abstehen, ist die Wolle zart und flaumig und eignet sich besonders gut für Puppenfrisuren.
Da man Mohairwolle einfärben kann, gibt es sie in vielen verschiedenen Farben. Für Puppenhaare werden in der Regel aber nur Braun, Rot und Blondtöne verwendet, um eine naturalistischen Haarschopf zu schaffen.
Die Zusammensetzung von Mohairwolle kann sehr unterschiedlich sein. Oft ist der Mohairanteil mit 60 % oder mehr am höchsten. Die restlichen Anteile bilden meist Schurwolle und Nylon. Der Nylon Anteil ist aber so gering, dass er im einstelligen Bereich liegt. Mohairhaare lassen sich aber nicht nur zu Wolle spinnen, sondern auch zu einem Fell verweben. Das Mohairfell besteht zu 100 Prozent aus Mohair. Es ist ein reines Naturprodukt, für das kein Tier sterben musste. Es erfüllt zudem die höchsten Auflagen, da es frei von Schadstoffen und ohne allergene Substanzen gefertigt wird (wie auch die Mohairwolle).
Da die meisten meiner Häwelpuppen eine Kurzhaarfrisur aus Mohairfell targen, lasse ich das Fell extra für meine Puppen einweben. So erhalte ich die gewünschte Farbe, Struktur und Länge und habe immer genügend Vorrat auf Lager.
Die Stoffe für die Kleidung
Für die Puppenkleidung nutze ich verschiedene Stoffarten wie Nicki, Jersey, Musselin und Baumwollstoff.
Ich achte darauf, dass sie einen hohen Baumwollanteil haben und die Qualität sichtbar und fühlbar hochwertig ist (dies ist oft auch am Preis erkennbar). Die Stoffe für die Kleidung sind nicht immer 100% Natur. Manchmal enthalten sie auch einen geringen Polyesteranteil (Fasergemisch).
Ich denke aber, dass kleine Ausnahmen kaum ins Gewicht fallen.
Die Wolle für Gestricktes & Gehäkeltes
Bei der Wolle verhält es sich ähnlich wie bei den Stoffen. Ich nutze unterschiedliche Wollarten wie Baumwolle und Merinowolle.
Die kuschelweiche und kratzfreie Merinowolle ist ideal für zarte Babyhaut und sieht gestrickt ebenso süß an Puppen aus. Bei der Zusammensetzung von Strickwolle gehe ich selten Kompromisse ein.
Das muss ich auch nicht, da es viele Marken gibt die 100% Merino, 100% Schurwolle oder 100% Baumwolle anbieten.